„Randnotizen“ – ein satirischen Beitrag über das Leben und Leiden eines Fußballfans des FC Lauchhammer.
Hier berichtet unser Gastautor Frank regelmäßig von seinen Erlebnissen rund um die Spiele des FC Lauchhammer. Dabei nimmt er nicht nur das sportliche Geschehen auf dem Platz unter die Lupe, sondern auch das “Drumherum”: die Stimmung im Stadion, die kulinarischen Angebote, die skurrilen Begegnungen mit anderen Fans und vieles mehr. Er berichtet mit einem Augenzwinkern von seinen Erlebnissen und Eindrücken rund um den FC Lauchhammer. Viel Spaß beim Lesen!
Die Brücke
Es war mal wieder soweit: Hoher Besuch kündigte sich an aus der Hauptstadt – ein König. König Dietmar besuchte seine alte Wirkungsstätte. Ihm wurde zugetragen, dass eine wichtige infrastrukturelle Maßnahme am geliebten Waldstadion ihren krönenden Abschluss gefunden hat. Auf der Website des FC Lauchhammer wurde ausführlich darüber berichtet.
Er wollte sich persönlich davon überzeugen, wie sich diese ästhetisch ansprechende Maßnahme auf seine Sicherheit und sein Wohlbefinden auswirken wird, und ich sollte ihn dabei begleiten. Damit einhergehend war der dringende Wunsch verknüpft, mal wieder einem Spiel des Spitzenreiters beizuwohnen. Wie es der Zufall wollte, war für diesen Samstag tatsächlich auch eins angesetzt, und so machten wir uns auf den Weg, die großteils mit EU-Mitteln geförderte neue Brücke zu besichtigen. Unterschwellig hatte ich die Hoffnung, dass uns jemand mit dem Auto mitnehmen könnte. Eins fuhr auch in unsere Richtung, aber Hochbombe hupte nur, winkte freundlich und fuhr grinsend weiter. Das trübte unsere positive Grundstimmung etwas.
Die medial viel beachtete neue Zufahrt fand auch der König beeindruckend. Wie hier mit der lächerlichen Summe von einer Viertelmillion Euro ein derart komplexes, zeitlos elegantes und zugleich beeindruckendes Bauwerk geschaffen wurde, grenzt schon an ein Wunder. Ein Bauwerk für die Ewigkeit, fast gleichzusetzen mit der Chinesischen Mauer oder den anderen Weltwundern.
Ich war beim Anblick dieses Meisterwerks der modernen Baukunst emotional so tief bewegt, dass ich dann auch fast wieder umgedreht wäre, so viel Wohlbefinden und Sicherheit wie mir diese neue Zufahrt gegeben hat, konnte mir das Spiel Bockwitz vs. Kolkwitz bestimmt nicht bieten. Ich besann mich dann aber doch, die therapeutischen Aspekte eines Stadionbesuchs nicht zu vernachlässigen: Soziale Kontakte pflegen, Stadionbiere aus dem Plastikbecher und die Hoffnung auf den anschließenden Stuhlkreis ließen mich verweilen.
Das Spiel fand auf dem gegenüber der neuen Zufahrt gelegenen Kunstrasenplatz statt, sodass ich mich gar nicht richtig auf das Spiel konzentrieren konnte. Sichtlich abgelenkt geriet auch die Mannschaft schnell in einen 0:1-Rückstand, und es dauerte eine gewisse Zeit, bis dieses Trauma überwunden wurde. Der FC besann sich dann doch auf seine Stärken und gewann am Ende verdient mit 5:1.
Der anschließende Stuhlkreis befasste sich ernsthaft mit dem Thema, ob tatsächlich die ganze Viertelmillion für diese 30 Meter Zufahrt aufgewendet wurde oder ob die EU noch Größeres mit dem Waldstadion vorhat. Eine überdachte Tribüne vielleicht? Man munkelte auch, dass es Planungen gibt, das Gelände über schiffbare Kanäle mit dem Seenland und dem Spreewald zu verbinden, um den Tourismus in der Region anzukurbeln. Die Anzahl der Biere bei dieser Debatte hätten schon für einen gut gefüllten Stadion-Elster-Kanal ausgereicht.
Fazit: Besuch vom König, neue Zufahrt, Heimsieg, Stuhlkreis und Bier – alles dabei. Das war wieder ein intensiver, kurzweiliger Stadionbesuch. Ich war so euphorisiert, dass ich am Abend fast noch eine Ostsee-Kreuzfahrt gebucht hätte, aber der Hafen am Waldstadion war leider noch nicht fertig. Schön, wenn man noch Visionen hat.
In diesem Sinne: Prost und bis die Tage.