„Randnotizen“ – ein satirischen Beitrag über das Leben und Leiden eines Fußballfans des FC Lauchhammer.

Hier berichtet unser Gastautor Frank regelmäßig von seinen Erlebnissen rund um die Spiele des FC Lauchhammer. Dabei nimmt er nicht nur das sportliche Geschehen auf dem Platz unter die Lupe, sondern auch das “Drumherum”: die Stimmung im Stadion, die kulinarischen Angebote, die skurrilen Begegnungen mit anderen Fans und vieles mehr. Er berichtet mit einem Augenzwinkern von seinen Erlebnissen und Eindrücken rund um den FC Lauchhammer. Viel Spaß beim Lesen!

Wandern

Wochenende ist Fußballzeit.

Auf der Suche nach dem Spielplan des FC Lauchhammer für das Wochenende, stieß ich im Internet auf einen aktuellen Artikel über mäßig anstrengende Ausdauersportarten für ältere Menschen ab 60.

Die Rede war von Joggen, Schwimmen, Radfahren, Walken und Wandern.

Meine Wahl fiel ganz klar auf…wandern. Wandern ist der neue Trendsport. Muskeln, Herz, Kreislauf, alles wird angesprochen, sogar der Blutdruck soll sinken. Im Radio lief „…dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer…“, das sollte mir zu denken geben, tat es aber nicht.

Vollgestopft mit diesem Wissen und mangels Alternativen, beschloss ich den anspruchsvollen Wanderweg ins Waldstadion in Angriff zu nehmen.

Leider hatte ich vergessen nachzusehen, ob überhaupt ein Heimspiel stattfand. Egal. Früher war ja dort immer was los. Getragen von der Erwartung auf ein zünftiges Stadiongedeck, verging Weg und Zeit wie im Fluge. In der Nähe des Stadions, vermutlich aus einer angrenzenden Kleingartenanlage, drang Musik von Roland Kaiser an mein Ohr, „..auf dem Weg zu dir hielt mich auch dann kein Teufel auf, wenn ich meine Seele ihm verschriebe…“ wie passend.

Gut gelaunt im Stadion angekommen dröhnte mir „Love is in the Air..“ entgegen, was für ein Tag… und Fußball wurde auch gespielt.

Sogar ein Spitzenspiel stand auf dem Plan, wobei das mit den „Spitzen“ nicht so ernst gemeint ist. Ein brisantes Derby, welches bei mir Erinnerungen an alte Zeiten weckte, Lauchhammer gegen Eintracht Ortrand… es ging mal wieder um die Tabellenführung.

Aber diesmal war alles anders, Kleinfeldtore an den Strafraumgrenzen, Schieri ohne Linienrichter, Radler statt Bier … es standen sich zwei Frauenmannschaften gegenüber.

Frauen und Mann-schaft löste in Zeiten der geschlechtergerechten Sprache bei einigen der zahlreichen Zuschauer:*innen und *außen sichtbare Irritationen aus. Man einigte sich gütlich und übereinstimmend auf Frauschaften. Das Klischee, dass zu Beginn Schminktipps ausgetauscht werden und der Schieri die Nagellänge statt der Schuhe kontrollierte stimmte nicht und alle anderen Witze über Frauen und Fußball hat Chuck Norris schon erzählt. Aber dann wurde auch recht ungraziös gegen den Ball getreten.

Die Gastfrauen waren darin klar besser und gewannen das Spiel am Ende verdient 3:0. Deckel drauf. Aufstehen, Krönchen richten, weiter geht`s.

Auf den Trikot-Tausch nach dem Spiel wurde zum bedauern der Anwesenden, sowie aus Gründen diverser gesellschaftspolitischer Debatten, großzügig verzichtet.

Mehr als das Geschehen auf dem Platz interessierte einen Teil der Anwesenden das Spiel der Männer, die am Vortag in Herzberg, nach einer 5:0 ! Halbzeitführung noch 5:5 spielten. Einhellig war man der festen Überzeugung, dass das in der 116-jährigen Geschichte des gesamten Lauchhammeraner Fußballs ein historisches Ereignis ist und es auch bleiben sollte. Umgehend wurden Therapiegruppe und Stuhlkreis gebildet, irgendwoher kam dann auch noch das übliche Kaltgetränk und der Abend nahm seinen gewohnten Verlauf. Auf die Trainer-Diskussion wurde verzichtet, man trank sich die Sache einfach schön.

Fazit: Kulturell wie sozial ein gelungener Sonntag, ob sich die Wanderung positiv auf den Kreislauf ausgewirkt hat, konnte ich leider nicht mehr feststellen, die „Medikation“ des Kaltgetränks muss noch feinjustiert werden.

Die Wahrnehmung war leicht verzerrt und der Rückweg gefühlt doppelt so lang. Aus der Kleingartenanlage kam ein vertrautes Lied „..nie wieder Alkohol“… das wars dann mit der Erinnerung.